Fri(t)sch, frei, ‚drüber – „Die Nibelungen“ in Bremen
Wollten Sie ein Theater schon mal mit einem Tinnitus verlassen? Besuchen Sie „Die Nibelungen“ am Theater Bremen, dort haben sie eine überaus reelle Chance darauf. Was Herbert Fritsch mit dem deutschesten aller Stücke treibt definiert einiges an Schmerzgrenzen für die Bühne neu. Die Inszenierung polarisiert. Sie wird geliebt oder verachtet, bejubelt oder gehasst… ein meinungstechnisches Mittelfeld dürfte Mangelware sein. Grund genug sie anzusehen also. Der Vorhang öffnet sich. Ein rundlich stattlicher dunkelhäutiger Mann in Miróbunten Klamotten jammert singend in seiner Muttersprache – Togolesisch. Rüdeger, linkisch, in Lack und Rasterlocken eilt um ihn herum und dolmetscht für das Publikum. Es ist Etzel der da leidet und währenddessen färbt sich die Videowand hinter ihm in herablaufenden Projektionstropfen aus Blut rot. Dazu Musik, die einem Gladiatoren Ehre bezeugt hätte. Der König läuft die Bühne in dramatischen Posen ab, Rüdeger fängt an, wie in blindengerechten Fernsehspielen, auch das zu dolmetschen – da wußte ich, […]